An einem Ufer steht eine sehr alte Weide. Menschen haben ihre Äste abgeschnitten. Übrig geblieben ist ein verstümmelter Baumstumpf am Bachufer.
Die alte Weide würde gerne wachsen, sich auszudehnen, den Menschen zeigen, wie schön sie ist, doch der Mensch schneidet ihre Triebe jedes Jahr aufs Neue ab. Obwohl die Weide sehr alt ist, hat sie
jedes Jahr die Kraft und den Willen neu auszutreiben.
Ich stehe vor ihr, schließe die Augen. Ich kann ihr Wesen spüren, sehen. Ein warmes Gefühl strömt von ihr zu mir. Wir treffen uns in einer Mitte: spürbare Verbundenheit. Ich nehme wahr, dass sie
nichts bedauert, es nichts zu jammern gibt. Die alte Weide hat ihr Schicksal angenommen und ihre Liebe zum Leben dabei nicht verloren. Sie weiß um ihre Kraft, weiß, wer sie in ihrem Kern
tatsächlich ist. Sie vergleicht sich nicht mit anderen Weiden. Sie ist einfach die Weide, die sie ist und die am Bachufer steht. Sie IST einfach! Auch wenn ihr das Wachstum immer wieder genommen
wird, hegt sie keinen Groll gegenüber dem Leben oder gegen die, die sie Jahr fürs Jahr auf Neue beschneiden.
Ach, wäre ich doch wie die Weide. Könnte auch ich mein Schicksal annehmen
und in der Liebe bleiben, immer wieder neu austreiben,
komme, was wolle.
Vielleicht bist du gerade mit dem Leben nicht einverstanden, so wie es gerade zu dir spricht. Vielleicht hattest du andere Pläne, eine andere Vorstellung davon, wie dein Leben zu verlaufen habe. Vielleicht ist gerade nicht alles so, wie du es gerne hättest. Vielleicht bist du deshalb traurig, wütend, enttäuscht und fragst dich: Warum eigentlich immer ich?
Dann mache es wie die alte Weide: Erinnere dich an die Kraft, die in dir wohnt, die Liebe zu dir selbst. Versuche einen Schritt auf dich selbst zuzugehen, auf das Leben, so wie es jetzt gerade ist …
Nutze die Möglichkeiten, die dir jetzt zur Verfügung stehen, um inneren Frieden zu finden. Die Weide erinnert dich daran: Fasse immer wieder neuen Mut und zeige dich der Welt. Das, was in dir verborgen liegt, ist immer wieder bereit, auszutreiben.
Die alte Weide rät dir, Geschehenes anzunehmen und deinen Widerstand aufzugeben. Indem du im gegenwärtigen Moment JA zu dir selbst sagst, zum Leben, so wie jetzt gerade ist, wächst du in Würde.
Impulsfragen
Wogegen wehre ich mich?
Wie erlebe ich meinen Widerstand?
Was, wenn Frieden in mir wäre?
Wofür bin ich zutiefst dankbar?
PETRA BRABEC
Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilprG)
Grabenstraße 55
97447 Gerolzhofen
Telefon: +49 (0) 9382/903623
Mobil: 49 (0) 177 8670 920
Mail: info@petrabrabec.de
www.petrabrabec.de
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Sabina (Sonntag, 16 Februar 2020 10:49)
Liebe Petra,
wie schön! Die Essenz der Weidenfrau hilft mir gerade, mich zu erinnern!
Schreibe...Schreibe...Schreibe....deine Texte sind so lebensnah und gehen in die Tiefe.
Danke für dein Arbeit und deine Begleitung...du bist einfach eine starke Frau....eine Lebensamme.
Ich drück dich ganz fest!
Gudrun (Sonntag, 16 Februar 2020 10:51)
Hallo meine Liebe!
Ach wäre ich doch wie die Weide: das ist mein Credo für 2020...mich selbst annehmen und meiner Kraft einen Ausdruck geben.
Hurra...ich bin wunderbar!
Bis morgen!
Nicole (Montag, 17 Februar 2020 16:54)
Liebe Petra, ich trinke ganz oft Weidenrindentee und dieser hilft tatsächlich, Schmerzen zu lösen, weich zu werden... wunderschön deine Worte, vielen Dank! Ja, manchmal werden unsere Triebe abgeschnitten, von uns selbst oder von anderen. Aber eines können wir immer tun: Gerade dann können wir Wurzeln schlagen, uns tief in unser Sein hineinbegeben und vor allem: zu uns stehen. Und da ist immer ein Licht, nach dem wir wachsen wollen und uns wieder ganz einlassen auf das Leben. Egal, was oder wer unsere Triebe abschneiden will. Ich hab erst den Film von Peter Wohlschläger "Das geheime Leben der Bäume" angesehen. So ein Baum, selbst wenn er nicht so wachsen kann wie er möchte, kann dennoch kleinere Nachbarbäume mit Zuckerlösung versorgen und diesen zum Wachstum verhelfen. Ich glaube manchmal wissen wir gar nicht, dass unser Bestreben und unsere Bemühungen nicht verloren sind... und unsichtbare Wege gehen.
Nicole (Montag, 17 Februar 2020 21:58)
Hättest du einen indianischen Namen, dann wärst du vermutlich die, die die Natur zurück in die Herzen der Menschen bringt! Oder die Herzen zurück in die Natur...ich liebe deine Worte! Sie schaffen es, die Natur durch den Computer hindurch direkt an meinen Schreibtisch zu zaubern. So als säße ich da draußen.